Qualität ist in der modernen Industriegesellschaft und in der Marktwirtschaft ein Schlagwort mit einer nicht klar umrissenen und verstandenen Bedeutung. Es wird in den unterschiedlichsten Zusammenhängen verwendet, wobei die beabsichtigte Bedeutung weit variiert. Das positiv besetzte Wort "Qualität" leitet sich von dem lateinischen Wortstamm "qualis", d. h. "wie beschaffen", ab und ist somit grundsätzlich wertneutral.
Es ist festzustellen das Qualität eine Menge von Eigenschaften repräsentiert, welche:
· Einem Produkt oder Verfahren innewohnt oder beigegeben ist,
· einer der Maßstäbe ist, mit dem der Kunde seine Kaufentscheidung herbeiführt und
· ein Faktor ist, der in intensiver Wechselwirkung mit der Wettbewerbssituation und Leistungsfähigkeit eines Anbieters steht[1] (Abb1).
Abb. 1: Qualität
als Übereinstimmung der Anforderungen des Kunden mit dem Produkt[2]
Qualität ist nicht die bloße Konformität mit technischen Spezifika-tionen, sondern immer mehr die in der Anspruchshaltung viel weitergehende Erfüllung von Kunden- und Nutzeranforderungen[3].
In der DIN EN ISO 8402 ist der Qualitätsbegriff wie folgt festgelegt: Qualität ist
"die Gesamtheit von Merkmalen einer Einheit
bezüglich ihrer
Eignung, festgelegte und vorausgesetzte Erfordernisse zu erfüllen."[4]
Die Norm DIN 55350 Teil 11 verwendet anstelle von Gesamtheit von Merkmalen den Begriff Beschaffenheit und definiert Qualität als:
"Die Beschaffenheit einer Einheit bezüglich
ihrer
Eignung, festgelegte und vorausgesetzte Erfordernisse zu erfüllen."[5]
Dabei kann eine Einheit eine Tätigkeit oder ein Prozess, ein Produkt, eine Organisation, ein System, eine Person oder eine Kombination daraus sein.[6] Sie kann materiell oder immateriell (z.B. eine Dienstleistung) sein.9 Unter festgelegten und vorausgesetzten Erfordernissen wird die Gesamtheit der betrachteten Einzelforderungen an die Beschaffenheit einer Einheit verstanden. Merkmalsgruppen wie z. B. Sicherheit, Zuverlässigkeit oder Ressourcen- und Umweltschutz sind darin einge-schlossen. Damit ergeben sich aus dem Qualitätsbegriff die folgenden Grundsätze:
· Qualität ist nichts Absolutes, sondern stets die Beschaffenheit einer Einheit in bezug auf gegebene Erfordernisse und vorgegebene Forderungen.
· Qualität ist keine physikalische Größe, sie ist nicht messbar, aber qualitätsbeeinflussende Größen lassen sich durch entsprechende Sensoren ermitteln (z.B.: Messschieber, Ultraschallmessgerät).
· Qualität ist kein zweiwertiger Begriff. Einer Einheit kann nicht das Vorhandensein bzw. Fehlen von Qualität attestiert werden. Vielmehr sind alle Ausprägungen zwischen sehr gut und sehr schlecht möglich.
Eng mit dem Begriff der Qualität hängt der Begriff der Zuverlässigkeit zusammen. Die Zuverlässigkeit bietet eine Aussage über die Lebensdauer einer Einheit. Sie ist auch Bestandteil der Qualität im Hinblick auf folgende Verhaltensweisen:
· Das Verhalten der Einheit während oder auch nach vorgegebenen Zeitspannen und
· das Verhalten der Einheit unter festgelegten Anwendungsbedingungen.
Damit sind verschiedene Qualitätsarten zu betrachten (Abb. 2).
Abb. 2: Qualitätsarten[7]
Der Gedanke der Qualitätssicherung (QS) und einer Q-Garantie reicht bis in die Vorgeschichte der Kulturen zurück. Die Entwicklung von der Q-Kontrolle zum ganzheitlichen QM begann zu Anfang dieses Jahr-hunderts. Einige Vordenker einzelner Entwicklungsstufen, welche diese maßgeblich prägten, wirkten dabei weit vor der Umsetzung ihrer Ideen und Konzepte (Abb. 3).
Abb. 3: Entwicklung von der Q-Kontrolle bis hin zum QM[8]
Die wesentlichen Änderungen der Q-Politik in den letzten 20 Jahren erläutern die folgenden Kernaussagen:
· Die möglichst weitgehende Vorverlagerung von Q-Prüfungen im Entwicklungs- und Fertigungsablauf mit dem Ziel, Ausschuss und Nacharbeit nicht qualitätskonformer Produkteinheiten zu vermeiden.
· Die zunehmende Anwendung statistischer Verfahren schon bei der Q-Planung (Methoden des DoE - Design of Experiments, Statistische Versuchsplanung).
· Die zunehmende Automatisierung des QM´s und Einführung computergestützter Mess- und Auswertetechniken.[9]
Das Ziel der Zukunft ist eine beherrschte Fertigung, bei welcher überhaupt kein Ausschuss mehr auftritt. Dazu müssen qualitätssichernde Maßnahmen in allen Bereichen des Unternehmens und auch in allen Phasen der Produktentstehung Anwendung finden. Ebenso sind die Zulieferer in eine solche Strategie einzubeziehen. Ausdruck dieser Bemühungen um eine Null-Fehler-Produktion sind Q-Philosophien wie Total Quality Management (TQM), Total Quality Control (TQC) und Company-Wide Quality Control (CWQC). Deren Umsetzung wird mit Hilfe der ISO 9000ff zur Zeit durchgeführt.
Unter dem Aspekt der Philosophien des QM´s nach TQM und einer stärkeren Kundenorientierung ist die ständige Q-Verbesserung und Q–Sicherung eine Aufgabe, die von der Geschäftsleitung als Unternehmensziel vorgeben und verantwortet werden muss. Qualität wird damit ein strategisches Unternehmensziel. Die Q-Politik eines Unternehmens hat zum Ziel, der Qualität als einem bedeutenden Erfolgsparameter im Unternehmen, den notwendigen Stellenwert zu verschaffen (Abb. 4).
Abb. 4: Wesentliche Grundsätze der Q-Politik[10]
W. Edwards Deming entwickelte bereits 1950 in der japanischen Industrie in den Bereichen Qualität und Produktivität eine unternehmensweite Q-Philosophie die als Deming-Kette bekannt ist (Abb. 5).
Abb. 5: Demming-Kette[11]
Kernstück dieser Qualitätsphilosophie sind die 14 Management-Prinzipien. Als Beispiel folgen einige der 14 Management-Prinzipien:
· Schaffe einen feststehenden Unternehmenszweck in Richtung auf eine ständige Verbesserung von Produkt und Dienstleistung,
· beende die Praxis, Geschäfte auf Basis des niedrigsten Preises zu machen,
· suche ständig nach Ursachen von Problemen, um alle Systeme in Produktion und Dienstleistung sowie alle anderen Aktivitäten im Unternehmen beständig und immer wieder zu verbessern (Stän-dige Verbesserung),
· setze moderne Führungsmethoden ein, die sich darauf konzentrieren, den Menschen (und Maschinen) zu helfen, ihre Arbeit besser auszuführen,
· fördere effektive, gegenseitige Kommunikation sowie andere Mittel, um die Atmosphäre der Furcht innerhalb des gesamten Unternehmens zu beseitigen,
· schaffe ein durchgreifendes Ausbildungsprogramm und ermun-tere zur Selbstverbesserung für jeden Einzelnen und
· definiere deutlich die dauerhafte Verpflichtung des Top-Managements zur ständigen Verbesserung von Qualität und Produktivität.[12]
Diese Grundhaltung der ständigen Verbesserung, welche in Japan unter dem Begriff Kaizen erfolgreich umgesetzt und weiterentwickelt wurde, wird durch den Planen-Ausführen-Überprüfen-Verbessern-Zyklus (Plan-Do-Check-Act-Zyklus oder PDCA-Zyklus) anschaulich beschrieben (Abb. 6).
Abb. 6: PDCA-Zyklus[13]
Ziel des PDCA-Zyklus ist es, alle Prozesse und Abläufe eines Unternehmens einer kontinuierlichen Verbesserung zu unterziehen und dadurch die Qualität im Unternehmen zu erhöhen.
Neue Produkte und Produktionsprozesse mit immer mehr Varianten müssen in immer kürzerer Zeit die vom Kunden geforderte hohe Qualität erreichen. So wird dem Anbieter heute kein Lernprozess mehr zugestanden. Vielmehr muss die Qualität schon vor der Markteinführung gesichert sein. Als Folge solcher Betrachtungen verändern sich auch die Zielsetzungen zur Entwicklung wettbewerbsfähiger Produktionskonzepte. Es findet eine Höherbewertung folgender Punkte statt:
· Qualität,
· Umweltschutz und
· Arbeitsschutz.
Die Zielsetzungen der Unternehmen in den 80er Jahren war auf geringe Fertigungskosten und Produktivität gerichtet. In den 90er Jahren tendierten diese Zielsetzungen zur Gewinnoptimierung und Rentabilität hin (Abb. 7).
Abb. 7: Gewichtung der
Zielsetzungen zur Entwicklung wettbewerbs-fähiger Produktionskonzepte[14]
Das Ziel für die Zukunft der Unternehmen ist eine gleichmäßige Verteilung der Zielsetzungen über ein ganzheitliches QM.
Das QM, als die Gesamtheit aller qualitätsbezogenen Tätigkeiten und Zielsetzungen, ist in die Funktionen Q-Planung, Q-Lenkung, Q-Prüfung, Q-Verbesserung, QM-Darlegung und Q-Audit gegliedert (Abb. 8).
Abb. 8: Aufgaben des QM´s[15]
Grundlegende Aufgaben der Funktionen des QM sind:
· Q-Planung à Auswählen, Klassifizieren, Gewichten der Q-Merkmale,
· Q-Lenkung à Überwachung und Korrektur der Realisierung einer Einheit mit dem Ziel die Q-Forderung zu erfüllen,
· Q-Prüfung à Feststellung, inwieweit eine Einheit die Q-Forderungen erfüllt,
· Q-Verbesserung à Auswahl und Umsetzung von Maßnahmen zur Steigerung von Effekti-vität und Effizienz in Tätigkeiten und Prozessen,
· QM-Darlegung à Die Beschreibung aller geplanten und systematischen Tätigkeiten des QM´s, als Vertrauensschaffung, dass ein Produkt die festgelegten und vorausgesetzten Erfordernisse erfüllt und
· Q-Audit à Die Durchführung einer systema-tischen und unabhängigen Untersuchung, um festzustellen, ob die qualitätsbezogenen Tätigkeiten und die damit zusammenhängenden Ergebnisse den geplanten Anordnungen entsprechen, und ob diese Anordnungen wirkungsvoll verwirklicht und geeignet sind, die Ziele der Q-Politik zu erreichen.[16]
[1] Grundlagen des Qualitätsmanagements
http://www.iq.uni-hannover.de/Vorlesung/DOWNLOAD/QM1/QM1-KO1N99.pdf
[2] Grundlagen des Qualitätsmanagements - Was ist Qualität?,
http://www.dlr.de/OEs/QP
[3] Grundlagen des Qualitätsmanagements
http://www.iq.uni-hannover.de/Vorlesung/DOWNLOAD/QM1/QM1-KO1N99.pdf,
[4] DIN e.V. (Hrsg) Entwurf DIN ISO 8402: Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung, Begriffe, Berlin: Beuth, Stand März 1992
[5] DIN e.V. (Hrsg) DIN 55350, Teil 11: Begriffe der Qualitätssicherung und Statistik, Grundbegriffe der Qualitätssicherung Berlin: Beuth, Stand Mai 1987
[6] DIN e.V. (Hrsg) Entwurf DIN ISO 8402: Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung, Begriffe, Berlin: Beuth, Stand März 1992
[7] In Anlehnung an Grundlagen des Qualitätsmanagements,
http://www.iq.uni-hannover.de/Vorlesung/DOWNLOAD/QM1/QM1-KO1N99.pdf
[8] In Anlehnung an Grundlagen des Qualitätsmanagements,
http://www.iq.uni-hannover.de/Vorlesung/DOWNLOAD/QM1/QM1-KO1N99.pdf
[9] Grundlagen des Qualitätsmanagements,
http://www.iq.uni-hannover.de/Vorlesung/DOWNLOAD/QM1/QM1-KO1N99.pdf
[10] In Anlehnung an Grundlagen des Qualitätsmanagements,
http://www.iq.uni-hannover.de/Vorlesung/DOWNLOAD/QM1/QM1-KO1N99.pdf
[11] In Anlehnung an Demming-Kette , Schulungsunterlagen Qualitätsmanagement, Qualitäts- und Produktsicherung, 1996
[12] Deming, W. E Out of Crisis 2. Auflage,
Massachusetts Institute of Technology Press, Cambridge /MA/USA 1986
[13] In Anlehnung an Grundlagen des Qualitätsmanagement,
http://www.iq.uni-hannover.de/Vorlesung/DOWNLOAD/QM1/QM1-KO1N99.pdf
[14] In Anlehnung an Grundlagen des Qualitätsmanagements,
http://www.iq.uni-hannover.de/ Vorlesung/DOWNLOAD/QM1/QM1-KO1N99.pdf
[15] DGQ e. V. (Hrsg.) Begriffe zum Qualitätsmanagement. DGQ-Schrift 11-04, 5. Aufl. Berlin: Beuth, 1993
[16] Grundlagen des Qualitätsmanagements,
http://www.iq.uni-hannover.de/Vorlesung/DOWNLOAD/QM1/QM1-KO1N99.pdf